Ein „ganz normaler hochsensibler“ Alltag
Hast du dich schon einmal gefragt, wie ein „ganz normaler“ Alltag einer hochsensiblen Person aussieht? In diesem Artikel gebe ich dir ein paar Eindrücke, was für nicht-hochsensible „normal“ ist, aber für uns eine Herausforderung darstellen kann.
Der Wahnsinn im Supermarkt
Ich liebe es durch die Gänge eines Supermarktes zu schlendern, um zu gucken, was es Neues gibt. Außerdem hole ich mir so auch mal neue Ideen, was ich kochen könnte.
Doch was mich im Supermarkt überfordert bzw. sehr anstrengend ist:
- Die lauten Geräusche
- Das grelle Licht
- Die Menschen, die immer mitten im Weg stehen bleiben oder ihren Einkaufswagen am besten mit in das Regal nehmen würden
- Die Frischetheke mit der Fisch- und Käseabteilung (uh, wenn ich bereits daran denke, steigt mir der Geruch in die Nase, was ich nicht so prickelnd finde)
- Das dichte Gedränge an den Kassen, sodass du den Atem deines Hintermannes im Nacken fühlst.
Vielleicht denkst du jetzt, ist doch alles nicht so schlimm. Naja, wenn du kein sehr feines Radar besitzt, dann mag das wohl so sein, aber als hochsensible Person, kann ich dir sagen, ist das anstrengend und nach dem Einkauf brauche ich erstmal eine Pause, um mich wieder zu erholen.
Arbeitsalltag hoch vier
Ein weiterer Bereich, wo wir hochsensiblen jeden Tag herausgefordert werden, ist die Arbeit. Lass mich dir auch hier einen kleinen Einblick in meine Arbeit in der Apotheke geben.
Salbe ich komme
Wenn ich eine individuelle Einzelanfertigung, z.B. eine Salbe herstellen darf, freue ich mich, weil ich in die Rezeptur darf. Dies ist ein separater Raum, wo ich in Ruhe arbeiten kann, ohne dass ich durch meine anderen Kollegen gestört werde. Mit Ausnahme, wenn sie klopfen und für Nachschub sorgen. Ich bin dort allein und kann mich auf meine Arbeit konzentrieren, keine anderen Geräusche, Gerüche oder Gespräche, die mich ablenken könnten.
Eine Hauptaufgabe in der Apotheke ist die Beratung der Kunden. Die Apotheke liegt zentral in der Stadt und zweimal die Woche ist vor unserer Tür der Wochenmarkt. Vielleicht kannst du dir ein bisschen vorstellen, dass besonders an den Tagen der Teufel los ist. Ein Kunde jagt den nächsten, alle reden wild (und laut) durcheinander und der ein oder andere Kunde stinkt zum Himmel. Leider im wahrsten Sinne des Wortes.
Im Verkauf ist der Teufel los
Es ist schon anstrengend, wenn alle durcheinander sprechen und du dein eigenes Wort nicht mehr verstehen kannst. Nimm diese Anstrengung mal vier und du kannst dir vielleicht vorstellen, wie es mir an solchen Tagen ergeht.
Dann klingelt noch das Telefon, eine Kollegin braucht deine Hilfe, andere Kollegen reden lautstark miteinander oder die Kaffeemaschine gibt wieder alles von sich.
Ebenfalls zehrend ist es, wenn du merkst, dass es einer Kollegin nicht gut geht, auch wenn sie nichts gesagt hast. Denn als hochsensibles Wesen spürst du genau, wenn es jemanden nicht gut geht. Die Schwingung im Raum verändert sich.
Movie, Theater und me(e)hr
Es gibt nichts Schöneres als in eine andere Welt einzutauchen, sei es ein Film, beim Theater, Musical oder Konzert. Und wenn dann auch noch das Essen stimmt, ist es ein perfekter Tag.
Wenn nicht das „Hochsensibilitätsradar“ dazwischenfunken würde.
So viele Menschen mit ihren Gefühlen und Gesprächen, Musik oder Filmszenen die unter die Haut gehen oder die unterschiedlichen Gerüche beim Essen. All dies kann für uns belastend sein.
Auf der einen Seite bist du voll dabei und fühlst es in jeder Zelle deines Körpers. Dies gibt dir ein berauschendes Gefühl und zieht keine Energie von dir.
Auf der anderen Seite bekommst du ein Gespräch mit, welches nur negativ ist oder ein Geruch ruft in dir Übelkeit hervor und schon merkst du, wie dir die Energie entzogen wird.
Ich freue mich auf jeden Fall immer, wenn ich ins Musical, auf ein Konzert oder in ein Restaurant gehe, auch wenn ich weiß, dass mir vielleicht „negative Energien“ begegnen können. Denn ich weiß, dass die Freude und der Spaß viel mehr Gewicht und Energie gibt als ein paar Energievampire, die über jeden kleinen Fehler reden.
Familytime = Qualitytime?
Einen letzten Punkt möchte ich noch mit dir Teilen, und zwar das Thema Familie. Nicht nur beim Einkaufen, auf der Arbeit oder bei großen Menschenansammlungen werden deine Akkus beansprucht, sondern auch in der Familie.
Viele meinen, dass Familienzeit Qualitätszeit sei. Manchmal ist es auch so, doch wenn ich an eine Familienfeier denke, dann zu 100% nicht!!!
Die ganze Familie auf einen Fleck – Omas, Opas, Tanten, Onkels, Cousinen und co. ist eine krasse Herausforderung.
Auch wenn du Menschen in deinem Umfeld hast, die dich als hochsensible Person kennen und akzeptieren oder selber hochsensibel sind, gibt es immer noch die Fraktion, die diesen ganzen Zirkus gar nicht verstehen können.
„Komm lach doch mal.“
„Komm spiel mit uns.“
„Jetzt stell dich doch nicht so an.“
Dies sind nur ein paar Sätze, die dich auf der Feier begleiten könnten. Gute Miene zum Bösen Spiel ist hier definitiv ein schlechter Rat. Tu nicht so, als ob du Spaß hättest, aber zieh dich auch nicht komplett zurück. Finde für dich ein gesundes Mittelmaß, dass DU spaß auf der Feier hast. Du bist es niemanden außer dir schuldig!!!!
Ich beobachte andere gerne oder führe mit den richtigen Menschen gute Gespräche. Ich fühle in mich hinein, was mir guttut und was nicht. Ich freue mich auf der einen Seite, die Menschen wiederzusehen, aber auf der anderen Seite bin ich auch froh, wenn die Feier vorbei ist und ich meine Akkus wieder aufladen kann.
Und dies sind nur ein paar Dinge, die an meinem Energiehaushalt knabbern, es gibt noch viele me(e)hr, jedoch sprengt das hier den Rahmen.
Erkennst du dich in manchen Punkten wieder? Brauchst du Unterstützung um dein wahres Me(e)hr zu entdecken? Dann melde dich gerne bei mir.
Deine Patricia